
Cyntoia Brown war gerade einmal 16 Jahren alt, als sie zu 51 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, weil sie einen Mann erschossen hatte. Doch das tat sie nicht einfach so: Sie wurde von Menschenhändlern gefangen, vergewaltigt, verkauft, betäubt und unter Drogen gesetzt, bis sie so viel Angst hatte, dass sie einen Freier, der sie bedrohte, erschoss. Heute ist sie 29 Jahre alt und Stars wurden durch eine Reportage des Fernsehsenders Fox 17 auf den Fall aufmerksam. Sie finden das Urteil ungerecht und möchten mit dem Hashtag #FreeCyntoiaBrown eine Freilassung erwirken.
Cyntoia Browns Geschichte
Wann ist Mord eigentlich gerechtfertigt? Die Frage sollte leicht zu beantworten sein: nie. Oder doch nicht? Was ist, wenn man an Menschenhändler gerät, die einen misshandeln, vergewaltigen und zur Prostitution zwingen? Was, wenn man dann auch noch an einen Freier verkauft wird, der Waffen hat und man Angst haben muss umgebracht zu werden? Kann Mord dann toleriert werden?

Für uns, die in einer behüteten Welt leben, ist so ein Schicksal eigentlich schwer vorstellbar und daher können wir die Frage, was wir tun würden, eigentlich auch nicht beantworten. Anders sah die Welt bei der 16-jährigen Cyntoia Brown aus. Sie lief als Teenager weg, traf einen Jungen, der schlechten Einfluss auf sie hatte. Sie nahm Drogen, trank Alkohol und landete irgendwann auf dem Strich. Eine typische Geschichte einer Jugendlichen, die auf die falsche Bahn gerät. Doch als sie den damals 43-jährigen Freier Johnny Allen trifft, änderte sich ihr Leben noch einmal: Er brachte sie zu sich nach Hause, in ein Haus voller Waffen, fuchtelte damit vor Cyntoia herum und benahm sich komisch. Sie bekam Panik und erschoss ihn! Doch das Gericht sah das anders. Sie glaubten, Cyntoia hätte ihn ausrauben wollen und verurteilten sie zu 51 Jahren Haft – und das, obwohl sie erst 16 Jahre alt war. Doch mildernde Umstände bekam sie für ihr Alter nicht, denn im Bundesstaat Tennessee müssen Teenager, die einen vorsätzlichen Mord begangen haben, für mindestens 51 Jahre ins Gefängnis. Mittlerweile ist das Gesetz gelockert worden, doch als Cyntoia Browns Urteil vor neun Jahren fiel, galt noch das alte Gesetz.
#FreeCyntoiaBrown auf Twitter und Instagram
Durch eine Dokumentation „Me Facing Life: Cyntoia's Story“ von 2011 wurde eine Petition eingerichtet, um einen Gnadengesuch beim Präsidenten zu erlangen. Doch erst mit der Reportage von Fox 2017 wurde Cyntoias Geschichte bekannt und erreichte viele Stars wie Rihanna oder Kim Kardashian West. Auch sie fanden das Urteil nicht gerecht und vor allem übertrieben. Kim meinte sogar, dass das System versagt habe. Doch hat es das wirklich?
Selbstjustiz: Ja oder Nein?
Bis zu einem gewissen Grad bestimmt, denn dass es unterschiedliche Gesetze für Jugendliche gibt und auch die Umstände mitberücksichtigt werden müssen, ist wichtig und entscheidend. Aber war es Notwehr oder zum Teil sogar Selbstjustiz? Das ist nicht wirklich zu klären, denn Cyntoia kann natürlich nur aus ihrer eigenen Perspektive erzählen und sie hat es als Notwehr empfunden. Doch das zuvor Erlebte spielte garantiert auch bei ihrer Wahrnehmung eine wichtige Rolle. Die Gewalt, der sie immer ausgesetzt war, beeinflusste vermutlich auch, dass sie damit gerechnet hat, dass ihr wieder Gewalt angetan wird und das wurde überhaupt nicht miteinbezogen. Genauso gut kann es aber auch für den Aspekt stehen, dass es Selbstjustiz war und das ist ein noch schwierigeres Feld. Denn eigentlich kann man Mord nie gut heißen, auch wenn ein Mörder oder Vergewaltiger davon zukommen droht. Aber das Zepter selbst in die Hand zu nehmen und für Gerechtigkeit zu sorgen? Kann es hier mildernde Umstände geben? Das sollte es eigentlich nicht. Auch wenn die Sympathie eindeutig auf der Seite der Opfer ist und ihre Taten irgendwo auch nachvollziehbar sind, Selbstjustiz kann nicht toleriert werden! Wo würden wir hinkommen, sollten wir das zulassen und danach jeden freisprechen? Jeder würde sein eigenes Urteil ziehen und dementsprechend handeln. Die logische Schlussfolgerung kann daher nur sein: Nein, Selbstjustiz ist nicht in Ordnung! Auch nicht, wenn wir sie nachvollziehen können und sie als mildernde Umstände sehen.
Harte Drogen können extrem gefährlich sein.
Im Fall von Cyntoia Brown war es vielleicht beides und ist nicht mehr zu klären. Dass das Urteil zu hoch ausgefallen ist und hochgradig unfair erscheint, ist trotzdem klar und es wäre an der Zeit, sie freizulassen. Vor allem, da sie ja bereits 9 Jahre im Gefängnis sitzt und so ja auch schon bestraft wurde. Wir drücken die Daumen, dass es mit dem Gnadengesuch klappt.
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