„AintNoCinderella“ : Indische Frauen wehren sich

„AintNoCinderella“: Indische Frauen wehren sich gegen sexuelle Gewalt

Frauen in Indien haben es echt nicht leicht und das ist eigentlich eine Untertreibung. Immer wieder erreichen uns schreckliche Geschichten, bei denen Frauen überfallen, vergewaltigt, ermordet - oder wie im neuesten Fall gestalkt - werden und sich dann auch noch anhören müssen, dass sie selbst schuld daran seien. Für uns ist das einfach nur unglaublich. Mit dem neuen Hashtag „AintNoCinderella“ protestieren nun indische Frauen gegen Gewalt in jeglicher Form und für Frauenrechte. 

AintNoCinderella-Hashtag-indische-Frauen-Protest-quer© Disney

„Ich bin keine Cinderella“ lautet der Hashtag, der von indischen Frauen aus Protest gegen sexuelle Übergriffe und für mehr Frauenrechte gerade gepostet wird und so um die Welt geht. Dabei beziehen sie sich auf einen Fall, der erst kürzlich vorgefallen ist.

Junge Inderin wurde in Chandigarh gestalkt

Varnika Kundu aus der Stadt Chandigarh befand sich in der Nacht mit dem Auto von einem Einkaufszentrum auf dem Nachhausewege, als ihr ein Jeep auffällt, der ihr die ganze Zeit folgt. Das alleine war den Fahrern aber nicht genug. Immer wieder versuchten sie, Varnika zum Anhalten zu zwingen und sahen ihre Chance gekommen, als sie an einer roten Ampel stehen bleiben musste. Sie stiegen aus und liefen auf ihr Auto zu. Varnika reagierte blitzschnell, bog einfach ab und alarmierte die Polizei, die versprach, zu helfen. Doch der Spuk hatte immer noch kein Ende. Zwar konnte Varnika Kundu die Polizei alarmieren, doch los war sie die Stalker nicht. Ganze sechs Kilometer wurde sie verfolgt, bis schließlich die Polizei eintraf und die beiden festnahm. Wer jetzt denkt, hier würde indischen Frauen ja doch noch Gerechtigkeit widerfahren, irrt sich leider. Denn am nächsten Tag wurden die beiden jungen Männer wieder auf freien Fuß gesetzt. Einer der beiden ist, laut den Informationen der Medien, der Sohn des Präsidenten der regierenden Partei. Doch statt diesen Fall totzuschweigen, tritt der der Vizepräsident der Partei,  Ramveer Bhatti, der der rechtskonservativen Bharatiya Janata Party (BJP) angehört, noch nach. „Dieses Mädchen hätte nicht um Mitternacht draußen sein sollen. Warum fuhr sie so spät nachts noch mit dem Auto?“, soll der Politiker in einem Interview gesagt haben.

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Stalker von Varnika Kundu erhalten keine Strafe

Die 29-jährige Varnika Kundu wollte sich, nachdem die beiden Täter aus besserem Hause stammen und nicht belangt wurden, nicht zufriedengeben und postete einen ausführlichen Bericht über die Geschehnisse dieser Nacht auf ihrem Facebook-Account. „Wenn es das ist, womit Frauen in einer der sicheren Städte dieses Landes klarkommen müssen, wo kommen wir da hin?", fragt sie in ihrem Post. Und sie bekommt Recht.

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„AintNoCinderella“: Indische Frauen werden solidarisch und wehren sich

Fast 7000 Mal wurde ihr Beitrag mittlerweile geteilt. Er erreicht viele junge indische Frauen, die so etwas auch nicht einfach hinnehmen möchte. Aus Solidarität, Protest und um Aufmerksamkeit auf die Misere indischer Frauen und ihrer Rechten zu lenken, entsteht der Hashtag „AintNoCinerella“. Darauf zeigen sich junge Frauen, die spät nachts noch unterwegs sind, ihre Leben genießen und eben nicht wie Aschenputtel um Punkt 12 Uhr Mitternachts zu Hause in ihrem Bett  liegen müssen.

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Warum sind indische Frauen in ihrerer Gesellschaft nichts wert?

Solch ein Fall ist in Indien leider keine Seltenheit. Frauen oder Mädchen sind in Indien nicht viel wert. Sie werden als minderwertig betrachtet und zählen nur etwas, wenn sie einen Ehemann haben. Wenn sie es überhaupt bis zur Heirat schaffen, denn häufig werden weibliche Babys kurz nach der Geburt getötet oder bereits im Mutterleib abgetrieben. Für Mädchen müssen horrende Mitgiftsummen an die zukünftige Familie des Ehemannes gezahlt werden, um sie verheiraten zu können und dort werden sie dann häufig wie Sklaven behandelt. Und vor allem Männer aus den führenden Familien durften sich früher alles herausnehmen. Das Kastensystem in Indien, das besagt, dass Inder aus der obersten Kaste im letzten Leben etwas richtig gemacht haben und nun dafür belohnt werden würden, erlaubt ihnen quasi alles. Also auch Frauen aus niedereren Klassen vergewaltigen zu können, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen.

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Studentin „Nirbhaya“ brachte eine Bewegung in Gang

Der Kommentar, dass Frauen und Mädchen nachts nicht mehr auf den Straßen zu suchen haben, ist daher leider auch schon altbekannt. Vor allem durch den schrecklichen Vorfall im Dezember 2012, als die Studentin „Nirbhaya“ in Neu-Delhi von einer Gruppe von jungen Männern in einem Bus vergewaltigt, anschließend mit einer Eisenstange verprügelt wurde und nach zwei Wochen starb. Wer seine Frauen schützen will, soll sie zu Hause behalten, war die Ansicht. Damit wurde gleichzeitig eine Unterdrückung der Frau legitimiert. Junge Frauen sahen damals aber schon ihre Chance gekommen, um endlich etwas an der Situation zu ändern. Doch leider ist immer noch nicht viel passiert. Politiker sehen bei solchen Fällen die Schuld bei den indischen Frauen, die zu westlich seien und zu kurze Röcke tragen.

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„Loitering“ – eine Bewegung junger indischer Studentinnen

Junge Studentinnen haben auf Grund solcher Aussagen die „Loitering“-Bewegung ins Leben gerufen, die junge Frauen eben gerade dazu aufruft, auf die Straße zu gehen, um sie für alle Frauen sicherer zu machen. Sie protestieren auch gegen strenge Ausgangsperren in Studentenwohnheimen, die nur für weibliche Studentinnen gelten und die so junge indische Frauen von der Straße fernhalten wollen. Der Ausspruch mit Cinderella kam auch hier schon vor: „Sogar Cinderella hatte bis Mitternacht Ausgang.“

Wir finden die Bewegung rund um den Hashtag „AintNoCinderrella“ junger indischer Frauen einfach nur super und hoffen, dass sich hier bald etwas bessert und nicht noch mehr indische Frauen und Mädchen leiden müssen. 

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