
Stell dir vor, dass du an einer unheilbaren Form von Rheuma erkrankst. Würdest du auf alles verzichten wollen? Diese Frage musste sich auch Marlene stellen. Die Münchnerin leidet an Morbus-Bechterew, einer chronisch-entzündlichen Rheuma-Erkrankung.
Auch junge Menschen können Rheuma haben
Bei Rheuma denken die meisten an ältere Menschen. Die wenigsten wissen, dass man auch schon jung an bestimmten Rheuma-Arten wie Morbus Bechterew erkranken kann – so wie Marlene. Sie ist erst 16, als nach einer schweren Lungenentzündung starke Schmerzen in der Hüfte und im Becken auftreten. Die Schmerzen strahlen in die Gliedmaßen aus, Marlenes Beine fühlen sich taub und wie eingeschlafen an.
Die Ärzte verordnen ihr Schmerzmittel. Die dämpfen die Schmerzen, Marlene kann die Schule beenden und eine Ausbildung zur Bürokauffrau absolvieren. Bis ihr die Ärzte sagen können, dass sie an Morbus Bechterew leidet, dauert es allerdings noch. Erst 2013 sorgt ein Bluttest für Gewissheit, die Mediziner finden einen für die Erkrankung typischen Gen-Marker.

Gute und schlechte Phasen wechseln sich ab
Mit der Diagnose verändert sich Marlens Alltag: Sie muss alle drei Monate ihre Entzündungswerte checken lassen, geht regelmäßig zur Physiotherapie und Krankengymnastik. Außerdem achtet sie auf ihre Ernährung, isst überwiegend vegetarisch, wenig Zucker und Fett. Dafür häufig Lachs – der ist reich an Omega-3-Fettsäuren, die die Zellen schützen. Mit Einschränkungen muss Marlene auch leben, verzichtet zum Beispiel aufs Radfahren, denn der Druck des Sattels ist zu schmerzhaft. Die junge Frau hat gelernt, auf ihren Körper zu hören. Sie nimmt Warnsignale wie Schmerzen und Müdigkeit ernst, sie können erste Anzeichen eines Krankheitsschubs sein.
Bei Morbus Bechterew wechseln sich gute Phasen und Krankheitsschübe ab. „Marlene hat großes Glück, denn sie leidet an einer milden Form des Morbus Bechterew“, sagt ihr behandelnder Rheumatologe Dr. Rainer Wöhrle. Hat sie einen Schub, helfen Schmerzmittel wie Ibuprofen, Marlenes Schmerzen zu lindern. Auch für den Fall, dass sich ihre Erkrankung verschlechtert, gibt es Medikamente: „Wir haben heute gut wirksame Biologika zur Verfügung“, erklärt Dr. Wöhrle. „Das sind Antikörper, die bestimmte entzündungsfördernde Botenstoffe des Körpers ausschalten.“
Ende 2017 reist Marlene nach Sri Lanka
Mit ihren Posts auf Instagram will Marlene jungen Menschen mit chronischer Erkrankung Mut machen. In ihrem Leben mag sich vieles verändert haben, sie will es aber weiterhin genießen. Und so zeigt Marlene bei Instagram, wie sie nach Sri Lanka und Stockholm reist, mit Freunden das Oktoberfest besucht und in Klubs abfeiert – und beweist, dass man chronisch krank und dennoch glücklich sein kann.