Zentralabitur: Mehr Gerechtigkeit bei Noten

Mehr Gerechtigkeit beim Zentralabitur

In fast allen Bundesländern ist das Zentralabitur inzwischen Standard. Allerdings ist die Qualität des Abiturs in den einzelnen Ländern extrem unterschiedlich. Jetzt soll die Notenvergabe durch einheitliche Bildungsstandards gerechter werden.

bild1-ts-557x313-1732732.jpg© Zentralabitur: Mehr Gerechtigkeit bei Noten (Foto: Thinkstock)

Bis auf Rheinland-Pfalz haben inzwischen alle Bundesländer das Zentralabitur eingeführt. Das bedeutet, dass alle Schulen eines Landes aus den gleichen Aufgabenmöglichkeiten für die Abiturprüfungen auswählen können. Zwischen den einzelnen Ländern bestehen allerdings krasse Qualitätsunterschiede: Im Süden ist der Bildungsstandard generell höher als im Norden, so kann ein Zweierabitur in Bayern im Extremfall von der fachlichen Leistung beispielsweise sogar gleichwertig mit einem Einser-Abitur in Schleswig-Holstein sein.

Die Frage ist allerdings, wie gut sich die Ergebnisse der einzelnen Länder vergleichen lassen: Jedes Land hat schließlich seine ganz eigenen Abituraufgaben gestellt, und der Unterricht an den Schulen ist auch nicht immer gleich gut. Vor allem im Hinblick auf die Vergabe von Ausbildungs- oder Studienplätzen ist es aber super wichtig, welche Note auf dem Abiturzeugnis steht. Hier wird nämlich nicht mehr geschaut, wo und unter welchen Bedingungen das Abitur abgeleistet wurde. Hier wird knallhart aussortiert, wer unter einem bestimmten Durchschnitt liegt.

Gerechtere Abiturnoten im Zentralabitur

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Damit in Zukunft mehr Gerechtigkeit bei der Aufgabenverteilung herrscht und die Ergebnisse der einzelnen Länder besser miteinander verglichen werden können, hat sich die Politik jetzt etwas ausgedacht: In den nächsten Jahren sollen allgemeingültige Lernstandards für ganz Deutschland eingerichtet werden.

Das heißt nicht, dass in Zukunft alle Schulen Deutschlands die gleichen Abituraufgaben stellen werden. Das ist laut Politik schon allein wegen der unterschiedlichen Ferienbeginne, die verschiedene Abiturtermine zur Folge haben, gar nicht machbar.
Damit aber trotzdem Vergleichbarkeit zwischen den Abiturnoten herrscht, haben die Bildungsminister der einzelnen Bundesländer jetzt gemeinsam Kompetenzrichtlinien formuliert, die für ganz Deutschland gelten sollen. Außerdem entwickeln die Länder gemeinsam einen Aufgabenpool, aus dem alle deutschen Schulen ihre Abituraufgaben auswählen können.

Gleiche Abitur-Aufgaben für ganz Deutschland?

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Zu dem Aufgabenpool, der bis 2017 in allen Ländern eingesetzt werden soll, kann jedes Land Aufgabenvorschläge einreichen. Am Ende soll jede Schule aus ca. 100 Auswahlmöglichkeiten etwas Passendes für das jeweilige Fach aussuchen können.

Ob diese neue Regelung aber wirklich mehr Gerechtigkeit und Vergleichbarkeit bringt, ist die Frage: Die Auswahl von Aufgaben aus dem Aufgabenpool ist für die Schulen nämlich freiwillig. Wenn sie nicht mitmachen, bleibt also alles beim Alten, ohne dass dies Konsequenzen hätte.
Fachleute kritisieren außerdem, dass die allgemeingültigen Standards zu niedrige Anforderungen an die Schüler stellen. Didaktikprofessor Hans Klein von der Uni Frankfurt meint, viele der Aufgaben seien selbsterklärend. „Man muss nicht in die Schule gegangen sein, um sie lösen zu können.“ Der Fehler liegt laut ihm darin, nur Kompetenzen und keine verbindlichen Fachinhalte vorzuschreiben, die bis zum Abitur gelernt werden müssen. Für Realschüler kurz vor dem Abschluss, die gegebenenfalls aufs Gymnasium wechseln wollen, fordert der Leitfaden für das Fach Deutsch beispielsweise nur, dass sie "literarische Texte verstehen und nutzen können". Zu diesem Thema müssen die Schüler dann ein Gedicht von Heinrich Heine auf seine stilistischen Merkmale untersuchen.

Manche Länder haben's besonders eilig mit Zentralabitur

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Einige Bundesländer können die Einführung der nationalen Standards gar nicht abwarten: Bayern, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein wollen schon ab 2014 ähnliche Abituraufgaben in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathe stellen.

Ob wirklich alle Schulen die Standards dann aber tatsächlich umsetzen, lässt sich allerdings auch nach der Reform kaum überprüfen, da außer der Abiturprüfung zum Ende der Schullaufbahn keine Vergleichsarbeiten geschrieben werden. Im Zweifelsfall werden Lücken also erst deutlich, wenn es bereits zu spät ist. Außerdem bemängeln Fachleute noch ein weiteres Manko: Niemand schult die Lehrer in der Vermittlung der Standards. Vor allem für ältere Lehrer, die noch nach anderen Kriterien ausgebildet wurden, wären Fortbildungen in diesem Bereich aber extrem wichtig. Die sind allerdings sehr teuer, weshalb unwahrscheinlich ist, dass sie flächendeckend eingerichtet werden können.
Ganz ausgereift ist das Konzept der nationalen Standards also noch nicht, und als wirklich deutschlandweit zentral kann man auch diese Form des Abiturs nicht bezeichnen, da die Einbeziehung der Lernstandards keine Pflicht ist. Da die Einführung offiziell aber erst 2017 stattfindet, wird sich bis dahin sicherlich noch einiges tun.
Was haltet ihr von den zentralen Standards? Glaubt ihr, dass das Abitur so insgesamt gerechter wird?
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