
Die meisten durften dieses Gefühl schon einmal in vollen Zügen erleben: Sobald man frisch verliebt ist, würde man am liebsten Tag und Nacht mit seinem Schatz auf einer Bank abhängen und unentwegt knutschen. Doch leider ist das nicht möglich, denn da gibt es noch solche Verpflichtungen, wie zum Beispiel Schule. Doch in den meisten Fällen hält einen das nicht davon ab, denn wenn man das Glück hat, in der gleichen Schule zu sein, bleiben einem ja noch die Zwischenstunden und die Pausen. Jede freie Minute wird da fürs Küssen genutzt.
Die Schüler der Walliser Schulgemeinde Stalden können sich das jedoch in Zukunft abschminken, denn in ihrer Schulordnung steht seit kurzen folgende Regel: "Auf dem gesamten Schulareal wird nicht geknutscht."Laut der Schuldirektorin Christine Wenger haben sich in der Vergangenheit Lehrer sowie auch Schüler von dem öffentlichen Rumgeknutsche total gestört gefühlt: "Wir hatten mehrere Pärchen, die zwischen den Stundenwechseln und auf dem Pausenplatz ständig geknutscht haben." Und das ist noch nicht alles, denn bei einigen hätte man schon "fast von Fummeln reden können", so Wenger, "Das hat die Lehrer und Mitschüler gestört." Sobald ein Schüler gegen diese Regel verstößt, wird ihm sofort eine Strafe aufgehalst. Dabei handelt es sich dann laut Schule um das Abschreiben der gesamten Hausordnung oder eine Stunde nachsitzen.
Bei dieser besagten Schule handelt es sich um eine Orientierungsschule, die insgesamt jährlich 60 bis 70 Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren besuchen. Außerdem gehört zu dem Stalden Schulzentrum noch eine Grundschule und ein ein Kindergarten. Die Regelung gilt für alle, auch wenn es auf der Hand liegt, dass die Schüler der Orientierungsstufe am ehesten darunter leiden müssen.
Fast nicht zu glauben, denn schließlich können wir uns nicht vorstellen, dass diese Regel die Schüler davon abhält, die Finger voneinander zu lassen. Doch da haben wir uns wohl geirrt, denn laut der Schule führte die Einführung der neuen Regel keinerlei zu einer Diskussion und wurde von den Schülern ohne 'Wenn und Aber' angenommen. Experten jedoch bezweifeln, dass dieser Weg der Schule der Richtige ist. Denn in einem Interview mit der Schweizer Sonntagszeitung, erzählt der Züricher Kinder- und Jugendpsychologe Allan Guggenbühl: "Ein Verbot ist nur sinnvoll, wenn sich das Knutschen an einer Schule epidemieartig ausbreitet. Meist machen das aber nur wenige." Daher sei seiner Meinung nach ein derartiges Verbot absolut übertrieben. Dieser Meinung können wir uns nur anschließen. Natürlich kam uns auch sofort in den Sinn, dass man eine Schulordnung nicht so einfach ändern darf, geschweige denn den Schülern verbieten kann, sich außerhalb des Unterrichts zu küssen. Doch auch da haben wir uns geirrt, denn laut der auf Schulrecht spezialisierten Anwältin Margrit Weber-Scherrer braucht es "für die Regelung eines Kussverbots eine gesetzliche Grundlage, ein öffentliches Interesse und die Einhaltung des Verhältnismäßigkeitsprinzips. Gemäß diesem Gesetzes gehört es im Wallis zu den Aufgaben der Schule, den Schüler auf seine Aufgaben als Mensch und Christ mittels sittlicher Erziehung vorzubereiten."
Alles klar. Wir verstehen ja, dass man auf dem Schulhof nicht sexuell übereinander herfallen sollte und sich andere dadurch gestört fühlen könnten. Kann man nur hoffen, dass diese Regelung jetzt nicht an jeder Schule eingeführt wird. Da schweben wir doch lieber noch weiter im 7. Himmel, schließen unsere Augen und geben unserem Schatz einen dicken Kuss...