Report: Magersucht Erfahrungsbericht

Report zu Magersucht: Hanna (24) erzählt

Hanna (24) war fünf Jahre magersüchtig. Sie schrieb uns ihre Geschichte, um andere Mädchen zu warnen: „Spielt bitte nicht mit eurem Leben, nur um dünn zu sein!" Lies ihre erschütternde Story und finde raus, ob du nur schlank oder schon krank bist

Report zur Magersucht quer© iStock

Trigger-Warnung: Dieser Artikel handelt von Magersucht und kann von manchen Lesern als verstörend empfunden werden.

Das ist Hannas Geschichte: Sommer 1996. In ihrem Spiegel sieht Hanna ein dickes Mädchen, das dringend abnehmen sollte. Die hervorstehenden Beckenknochen und Rippen, die eingefallenen Wangen – all das sieht sie nicht. Hanna ist zu diesem Zeitpunkt 14 Jahre alt. „In meinem Leben drehte sich alles nur um eines: Meine Waage. Ich habe sie direkt in die Mitte meines Zimmers gestellt.“

Doch so oft sich Hanna mit ihren klapperdünnen Beinchen auch auf die Waage stellt – nie zeigt sie das „richtige“ Gewicht an. Hanna: „Dabei waren mir selbst Klamotten in Größe 34 zu groß, aber ich war felsenfest davon überzeugt, ich müsse noch mehr abnehmen.“ Und Hanna nimmt weiter ab.

Regelmäßig wird ihr schwarz vor Augen. In solchen Notfällen „erlaubt“ sie sich einen viertel Apfel. Um diesen wieder „runterzubekommen“, verbietet sie sich zu sitzen. „Ich redete mir ein, dass ich stehend mehr Kalorien verbrauche. Ich schlief auch kaum noch“, sagt sie, „weil ich glaubte, im Schlaf weniger Kalorien zu verbrennen als wach“. Das reicht aber immer noch nicht: Hanna zwingt sich jeden Tag zum Sport – bis zur totalen Erschöpfung.

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+ + Hanna erzählt ihre Geschichte + + 

Die Warnsignale ihres Körpers werden dabei immer lauter. Hanna fallen die Haare aus, ihr Herz schlägt immer langsamer und ihre Knochen werden porös wie die einer alten Frau.

Hanna erinnert sich: „Was meine Familie aber noch viel härter traf, war die Tatsache, dass ich gar nicht gesund werden wollte.“ Sie hat alle Konsequenzen ihrer Magersucht akzeptiert, „Nichts zu essen, war mein Lebensinhalt. Wenn Sterben dazugehörte, dann war das eben so“, sagt Hanna, die heute diesen Gedankengang selbst nicht mehr verstehen kann. „Ich war davon überzeugt, dass das Problem nicht bei mir lag, sondern bei den anderen.“ Niemand kann zu ihr durchdringen, weder Freunde noch die Familie.

Magersucht: Infos & Hilfe für Magersüchtige

Hanna lügt alle an: Sie habe eine Magen Darm-Grippe oder eine Ernährungsallergie. Bei ihren Täuschungsmanövern zieht sie alle Register: „Zu Hause verteilte ich Brotkrümel und platzierte Jogurtbecher im Mülleimer, den Inhalt kippte ich in den Ausguss“. Mit 15 Jahren wird sie schließlich nach einer Kontrolle im Krankenhaus nicht mehr nach Hause gelassen. Aber als sie wieder daheim ist, hungert Hanna weiter. Irgendwann wiegt sie schließlich nur noch 40 Kilogramm bei einen Größe von 1,70 Meter. Hanna: „Ich war so schwach, dass ich kaum alleine aufstehen konnte. Aber dass ich magersüchtig war, glaubte ich immer noch nicht.“

report-magersucht2.jpg© Privat

+ + Hanna entscheidet sich zu kämpfen + + 

Kurz vor ihrem 19. Geburtstag folgt ein erneuter Rückschlag. Hanna muss wieder stationär behandelt werden. Ihr Lebenswille ist endgültig gebrochen – von den Ärzten, die sie nur mit ihrer Familie telefonieren lassen, wenn sie isst. Und von einem Dasein, das nur dann einen Sinn für sie hat, wenn sie hungern kann.

Hanna versucht, sich zweimal innerhalb von fünf Wochen das Leben zu nehmen. So unfassbar es klingt: Der Selbstmord ihrer magersüchtigen Freundin Juli rettet ihr das Leben. Hanna: „Sie hatte Tabletten geschluckt und sich im Fluß ertränkt.“ Wut, Zweifel, Frustration steigen in Hanna auf. Aber zum ersten Mal seit langem empfindet sie wieder etwas. „Ich wusste, dass ich mich jetzt ein für alle Mal entscheiden muss: Gehe ich denselben Weg wie Juli oder fange ich an zu leben?“

Hanna entscheidet sich fürs Leben. „Ich habe mir endlich von meiner Familie helfen lassen. Die Waage habe ich übrigens weggeschmissen.“ Heute ist Hanna 24 und hat ihre Sucht zu Hungern überwunden: „Mir geht’s so viel besser“, sagt sie „Ich achte nicht mehr auf mein Gewicht. Und ich esse, was ich will. Kakao mit Schlagsahne ist mein Liebstes. Ich kann gar nicht verstehen, wie ich jemals darauf verzichten konnte.

Alles zum Thema Essstörung

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Infos und Hilfe bei Essstörungen

Fast jedes Mädchen kennt dieses Gefühl: Man ist mit seinem Gewicht oder seiner Figur unzufrieden. Bei der einen sind es die Oberschenkel, bei der nächsten der Bauch und die dritte meint, sie hat einen dicken Po. Was hältst du von Diäten? Wichtig für eine gute Figur oder gesundheitsgefährdend? Sag uns deine Meinung in unserem Pro & Contra-Blog zum Thema Diät

Was mit einer scheinbar harmlosen Diät beginnt, kann schnell zu einer ernsthaften Essstörung führen. Der Grat zwischen einer Diät und einem nicht mehr ganz normalem Essverhalten ist sehr schmal. Was steckt hinter Anorexie (Magersucht), Bulimie, Binge, Orthorexie oder Drunkorexia?

Damit du dein persönliches Essverhalten unter die Lupe nehmen kannst, haben wir hier den ultimativen Test für dich: Leidest du unter Essstörungen? Teste dein Essverhalten! 

Auch in der Mädchen-Community wird über das Thema Figur, Diät und Magersucht heftig diskutiert. So will zum Beispiel Unicorn_rainbow von anderen Mädels wissen: "Wie zufrieden seid ihr mit eurer Figur?" Und HorseChicaah fragt: "Findet ihr euch zu dick?" Tausch dich im Mädchen.de Forum über Essstörungen und alle anderen Themen, die dir auf dem Herzen liegen aus! 

Nützliche Links zum Thema Essstörungen: www.bzga-essstoerungen.de Informationen für Betroffene und Angehörige von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung www.magersucht-online.de – Plattform mit vielen Infos und Tipps rund um Magersucht und Bulimie. Adressen, Selbsthilfetipps und Therapiemöglichkeiten.www.anad-pathways.de – eine Beratungsstelle speziell für Essstörungen, bei der dir Fachleute zur Seite stehen, wenn du Informationen, Adressen oder erste Gespräche zum Thema suchst. Infos von Ärzten der Charité Berlin. www.essstoerungen-onlineberatung.de – anonyme und unkomplizierte Online-Beratung für Angehörige und Freunde von Essgestörten.

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