
Gegen den ersten Termin beim Frauenarzt erscheint sogar der Zahnarzt noch erträglich, doch mit der Zeit wird dieser Gang genauso normal wie der Besuch bei jedem anderen Doktor. Ob du zu einem Frauenarzt oder lieber einer Frauenärztin gehen willst, musst du selbst entscheiden. Hör einfach auf dein Bauchgefühl! Manche Mädchen empfinden es als weniger unangenehm, wenn ihr Intimbereich von einer Frau untersucht wird. Ideal ist es, wenn dir deine Freundin, Mutter oder Schwester einen Arzt empfehlen können. Wenn du dich in der Frauenarzt-Praxis oder bei der Ärztin bzw. dem Arzt unwohl fühlst, gehe zu einem anderen Arzt! Du musst niemanden erklären, warum. Es ist ganz alleine DEINE Entscheidung! Um dir die Entscheidung etwas leichter zu machen, haben wir hier 10 Tipps, die du bei der Frauenarztsuche beachten sollest.
Was passiert bei der Untersuchung? Ein Frauenarzt hat sich auf die Besonderheiten der weiblichen Geschlechtsorgane spezialisiert, die medizinische Bezeichnung lautet Gynäkologe. Wann der erste Besuch bei einem Frauenarzt nötig ist, ist unterschiedlich. Die meisten Mädchen gehen das erste Mal, wenn sie ihre Periode bekommen haben oder natürlich, wenn ein medizinischer Grund vorliegt (z.B. Brennen in der Scheide, Ausfluss). Unbedingt nötig ist eine Untersuchung, wenn z.B. die Pille verschrieben werden soll. Der Arzt unterliegt generell der Schweigepflicht, kann aber z.B. die Verschreibung der Pille verweigern, wenn er das Mädchen für zu jung hält. Zur Krebsvorsorge sollten Frauen ab dem 20. Lebensjahr einmal jährlich gehen.
Je besser du dich vor deinem ersten Termin beim Frauenarzt informierst und vorbereitest, desto entspannter wirst du bei der Untersuchung sein. Hier findest du alle wichtigen Facts!
Wann muss ich zum Frauenarzt?
Für den ersten Besuch beim Frauenarzt gibt es kein vorgeschriebenes Alter. Wer sich beim ersten Mal nicht gleich untersuchen lassen möchte, kann sich auch einfach nur beraten lassen. Viele Frauenarztpraxen bieten dafür eine sogenannte "Mädchen-Sprechstunde" an. Wann ein Besuch beim Frauenarzt wichtig ist:
- Wenn du Fragen/Probleme mit der Regel hast, z.B. bei starken Menstruationsschmerzen, wenn die Periode bis zum 16. Lebensjahr noch nicht eingesetzt hat, wenn die Blutungen unregelmäßig auftreten oder ganz ausbleiben.
- Bei Juckreiz im Scheidenbereich, stark riechendem Ausfluss, Entzündungen in der Scheide und den äußeren Geschlechtsorganen und bei weiteren Beschwerden im Intimbereich.
- Wenn du die Pille nehmen willst, dich über andere Verhütungsmittel informieren möchtest, wenn du die "Pille danach" brauchst oder Angst hast, schwanger zu sein.
Was passiert beim Frauenarzt?
Vor deinem ersten Termin in der Frauenarztpraxis solltest du dir einen kleinen Spickzettel machen. Zum einen mit Fragen, die du der Ärztin bzw. dem Arzt stellen möchtest und zum anderen mit Angaben, nach denen dich der Frauenarzt ganz bestimmt fragen wird. Vor der eigentlichen Untersuchung steht ein ausführliches Gespräch. Wenn du das erste Mal in ihrer/seiner Praxis bist, möchte der Frauenarzt allgemeine Dinge über deine bisherige Krankheitsgeschichte wissen:
- Welche Krankheiten hast du bis jetzt gehabt?
- Musst du regelmäßig Medikamente einnehmen?
- Welche Krankheiten gab es in deiner Familie (Krebs, Herzerkrankungen)?
- Wann hattest du deine erste Periode?
- Wann hattest du deine letzte Periode?
- Ist deine Regelblutung regelmäßig?
- Hast du akute Beschwerden (Schmerzen bei der Periode, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Zwischenblutungen)?
Wichtig: Chipkarte von der Krankenkasse nicht vergessen!

Gynäkologische Untersuchung: Was genau wird gemacht?
Die Untersuchung tut nicht weh und dauert nicht länger als ein paar Minuten. Dazu nimmst du auf dem gynäkologischen Stuhl Platz und legst die Waden auf die seitlichen Stützen. Achte darauf, dass du entspannt liegst und nach Möglichkeit nicht verkrampfst. Wir erklären dir Schritt für Schritt, was während der frauenärztlichen Untersuchung geschieht.
- Der Frauenarzt sieht sich die Scheide und den Scheideneingang von außen an und spreizt die Schamlippen ein wenig, um in die Scheide gucken zu können. Mit einem Wattestäbchen streicht er am Gebärmutterhals entlang (Abstrich), um die Probe später auf Infektionen und zur Krebsvorsorge zu untersuchen.
- Bei der Tastuntersuchung geht der Frauenarzt mit einem oder zwei Fingern in deine Scheide. Die andere Hand legt er auf deinen Bauch und tastet so die Eierstöcke und deine Gebärmutter ab.
- Auch der vaginale Ultraschall zählt zur frauenärztlichen Standarduntersuchung. Dabei werden die sogenannten Organe des kleinen Beckens – Harnblase, Eierstöcke, Eileiter und Gebärmutter – untersucht. Der Arzt führt dabei einen stabförmigen Schallkopf in deine Scheide ein. Der Schallkopf sendet dann Schallwellen in den Körper, die dort reflektiert, am Schallkörper wieder empfangen und auf einem Bildschirm dargestellt werden.
- Für die abschließende Brustuntersuchung kannst du deine Hose und deinen Slip wieder anziehen. Der Frauenarzt tastet deine Brust und deine Achselhöhlen mit seinen/ihren Händen ab. Manchmal wird die Brustuntersuchung auch zuerst durchgeführt.
Wichtig: Wenn du noch Jungfrau bist, brauchst du keine Angst zu haben: Das Jungfernhäutchen wird während der Untersuchung nicht verletzt!
HPV-Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs
Wenn du beim Frauenarzt bist, wird der dich wahrscheinlich auch über die HPV-Impfung informieren. Diese Impfung kann vor Gebärmutterhalskrebs und weiteren Erkrankungen schützen. Der Aufbau des Impfschutzes gegen HPV sollte möglichst vor deinem Ersten Mal abgeschlossen sein, da dann der bestmögliche Schutz erreicht werden kann. Je nach Alter sind für den Aufbau des Impfschutzes zwei oder drei Impfungen erforderlich.
Frauenarzt: Erfahren meine Eltern davon?
Wie jeder andere Arzt unterliegt auch die Frauenärztin bzw. der Frauenarzt der Schweigepflicht. Allerdings gibt es Einschränkungen, wenn Du jünger als 14 bist. Wenn du nicht willst, dass deine Eltern von deinem Besuch beim Frauenarzt erfahren, darf deine Ärztin/dein Arzt ihnen nicht sagen, dass du in ihrer/seiner Praxis warst oder worüber ihr geredet habt. Du kannst auch eine eigene Versichertenkarte bei der Krankenkasse anfordern. Es gibt allerdings Ausnahmen:
- Vor dem 14. Geburtstag muss der Frauenarzt den Eltern auf Anfrage Auskunft geben.
- Zwischen 14 und 16 liegt die Entscheidung beim Frauenarzt, ob es in bestimmten Situationen sinnvoll ist, die Eltern einzubeziehen. Mal angenommen, du bist 14 und willst schon die Pille haben: Manche Frauenärzte wollen sich dann absichern und verlangen bis zum 16. Geburtstag eine Einverständniserklärung der Eltern. Ab 16 ist das nicht mehr nötig.
- Ab 16 unterliegt der Frauenarzt ausnahmslos der ärztlichen Schweigepflicht
Frauenarzt: Kann ich jemanden mitbringen?
Für manche Mädchen ist es leichter, wenn sie ihre Mutter, eine Freundin oder ihren Freund zum ersten Besuch beim Frauenarzt mitbringen. Informiere deinen Arzt darüber, wenn du den Termin ausmachst. Jeder gute Frauenarzt wird es begrüßen, wenn der Partner seiner Patientin mit in die Praxis kommt. Auch er sollte wissen, was dort passiert und welche Dinge zusammen geklärt werden können, zum Beispiel die Frage der Verhütung. Ob dein Freund im Sprechzimmer des Frauenarztes wartet oder auch mit ins Behandlungszimmer kommt, entscheidest aber du alleine.
Nicht vergessen: Das Allerwichtigste ist das Vertrauensverhältnis zwischen dir und deinem Frauenarzt. Wenn du vor, während oder nach der Untersuchung Angst oder Bedenken hast oder etwas ganz genau erklärt haben möchtest, solltest du dies jederzeit sagen.

Beim Frauenarzt ausziehen?
Sich vor einem wildfremden Menschen nackt ausziehen? Für viele Mädchen eine Horrorvorstellung! Denk daran: Peinlich findest nur du die Situation – für deinen Frauenarzt ist die Untersuchung ganz normale Routine. Vor der gynäkologischen Untersuchung führt der Frauenarzt ein Gespräch mit dir – erst dann legst du in einer Umkleidekabine oder hinter einer Trennwand deine Kleidung ab. Du musst dich dabei nicht ganz ausziehen!
- Soll zuerst die Brust abgetastet werden, brauchst du nur Pulli, Shirt und BH auszuziehen.
- Für die gynäkologische Untersuchung musst du Schuhe, Hose und Slip ausziehen.
- Ein langes T-Shirt oder einen weiten Rock kannst du anbehalten, wenn du dich damit wohler fühlst.
Wichtig: Achte darauf, wenn du den Termin zur Untersuchung ausmachst, dass du nicht genau dann deine Periode hast. Ganz normales Waschen vor dem Besuch beim Frauenarzt ist übrigens völlig ausreichend. Saubere Unterwäsche und frische Socken sollten ohnehin selbstverständlich sein.
Zum Frauenarzt trotz Periode?
Bei starker Monatsblutung, also besonders zu Beginn der Periode, wird von der Vorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt abgeraten. Dadurch ist der Muttermundabstrich, der gemacht wird, nicht möglich. Wenn du die Pille oder den Verhütungsring nimmst, weißt du ja meist schon ganz genau, wann du deine Tage bekommst und kannst den Termin dementsprechend danach ausrichten. Auch wenn Du nicht hormonell verhütest, kann man meist ungefähr ausrechnen, wann es mit der nächsten Periode soweit ist. Wenn es plötzlich passiert, einfach rechtzeitig beim Frauenarzt anrufen und den Termin verschieben.
Hast du akute Beschwerden oder Blutungsstörungen? Dann solltest du natürlich auch trotz deiner Periode zum Frauenarzt gehen. Die Empfehlung, nicht zu gehen, gilt lediglich für die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung, bei der der Abstrich gemacht wird
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